Von oben betrachtet...
ist der Weg von der Grundschule Gliesmarode bis zur „Wasserwelt“ an der Hamburger Straße gar nicht so weit. Ein Federvieh wie ich fliegt diese Strecke in Nullkommanichts ab. Ich nehme allerdings auch die kürzeste Strecke. Luftlinie halt. Ihr Zweibeiner müsst da schon andere Wege gehen. Oder fahren. Schulkinder zum Beispiel, die zum Schwimmunterricht ins Spaßbad wollen und auf den ÖPNV angewiesen sind, brauchen deutlich länger. Eine halbe Stunde Zeitaufwand für die Strecke hin und eine weitere halbe Stunde zurück sind da im Nu weg. Mit anderen Worten, bei einer Doppelstunde ist der Schwimmunterricht so gar nicht machbar. Man muss sich ja auch noch umziehen, duschen und so weiter. Jede Wette, das ist der wesentliche Grund, warum die für unsere Schüler reservierten Bahnen in der städtischen „Wasserwelt“ zum Teil ungenutzt bleiben. Man braucht kaum damit zu rechnen, dass sich das irgendwann ändern wird.
Rechnen solltet ihr Zweibeiner aber dennoch. Denn eigentlich rechnet sich der Badespaß an der Hamburger Straße für die Schülerinnen und Schüler der Neuen Oberschule, der IGS Franzsches Feld, der Ricarda-Huch-Schule und der Grundschulen Comeniusstraße, Heinrichstraße und Gliesmarode nicht wirklich. Die Stadt muss allein für die Beförderung von den Schulstandorten zum Bad jährlich rund 39.000 Euro berappen. Und das, wo für alle genannten Schulstandorte ein wesentlich dichter liegendes Nass zur Verfügung steht: das privatwirtschaftlich geführte Gliesmaroder Bad des Unternehmers Friedrich Knapp.
Man erinnere sich, der Mann hat etwa sechs Millionen Euro in die Hand genommen, um das Bad zu retten. Und die Rettung ist vorzüglich gelungen. Es liegt also nahe, den Schwimmunterricht ebendort abzuhalten, wo das Wasser zeitnah erreichbar ist. Aber: Es scheitert mal wieder am Geld. Die Stadtväter wollen dem Schwimmbadbetreiber just die 39.000 Euro geben, die sie durch den Schülertransport sparen würde. Was großzügig klingt, aber nicht so wirklich eine Heldentat zu nennen ist. Die Stadt bezahlt nämlich an die Stadtbad GmbH, die jene „Wasserwelt“ betreibt und eine städtische Tochter ist, zusätzlich neun Euro pro Bahnstunde, also pro Schwimmbahn und Stunde, um es exakt zu sagen. Da aber hier Steuerzahlers Taler im Spiel sind und da man natürlich die Nassfläche der städtischen „Wasserwelt“ ausnutzen will, kommen diese neun Euro nicht mit auf die Knappsche Waagschale.
Und überhaupt, Unternehmer Knapp will – kann man es ihm verdenken? - ein marktübliches Entgelt bekommen, wenn die Kinder zu ihm kommen, um das Schwimmen zu lernen. Und das ist laut Knapp gut und gerne doppelt so viel, wie die Stadt auszugeben bereit ist. Nur mal so am Beckenrand gezwitschert: Das Stadtbad „Okeraue“ in Wolfenbüttel bekommt schon jetzt deutlich mehr Geld für das Schulbaden, als der Betreiber des Gliesmaroder Bades einfordert. Und in der Nachbarstadt wird das Entgelt wohl Anfang 2017 sogar noch erhöht.
Vielleicht solltet ihr da unten die Sache mal von der Vernunftseite her durchleuchten. Lange Anreisewege zum Schwimmbad, die kaum Zeit für den Schwimmunterricht lassen, ist doch nun wirklich doof. Übrigens: Das die Wege zur Hamburger Straße keine kurzen sein werden, hat man gewusst, bevor man dort das Spaßbad baute! Also lasst die Kinder dort ins Wasser hüpfen, wo sie schnell hinkommen. Und was das Entgelt dafür angeht, da gebt euch alle einen Ruck und findet einen Kompromiss, mit dem beide Seiten leben können. Sonst bleiben nämlich viel zu viele Schulkinder buchstäblich auf dem Trockenen. Obwohl genau sie den Hickhack ausbaden müssen. Das ergibt doch keinen Sinn!
Meint Eure Rabea ...und freut sich tierisch, weil man als Federvieh zum Glück keinerlei Schwimmunterricht braucht.
Link zur PDF-Ausgabe des "Durchblick" vom Dezember 2016. Die Rabea-Glosse steht auf Seite 2
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